Leo Lambert

Von den verschiedenen Weisen, die letzte Zeile 
eines Gedichts zu lesen
 

    Und vielleicht 

          „pflücken wir mit größter Liebe /
            was wir zu unserm Nutzen suchen.“

las der hervorragende Sprecher – ein ausgebildeter, darf ich vermuten – am Morgen des 2. Juni 2011 die letzten Zeilen des Gedichts eines wahrhaften Klassikers, eines Humanisten.

     Er betonte:

          „ was wir zu unserm Nutzen suchen.“

Und es enthüllt das ganze vorherrschende, falsche Denken unserer Zeit: Das Denken der Herrschenden. Der Wenigen. Der Profiteure. Denn  er, der Sprecher und die, für die er spricht, sie meinen nicht „wir“ und nicht „unser“, sondern „ich“ sowie „mein“. Und sie verstehen „Nutzen“ als eigenen, partikulären Vorteil. Oft ist es einer, der nur möglich wird auf Kosten der Anderen.

       Aber der Klassiker, der Humanist, meint das Ganze, uns alle. Spricht wahrhaft, sich einschließend, zu uns und von uns. Der Plural ist nicht leere Phrase, bloße Rhetorik.

       Lesen wir so, bewusst, und verstehen wir, daß wir – eine Bevölkerung, eine Menschheit – zu unserem Nutzen mit Liebe pflücken, also suchen und ernten können, auch Erkenntnis, auch  Einsicht, Verstehen, auch freundlichen Umgang mit einander,  so ist klar, daß gesagt wird, daß unsere suchende Praxis, von Liebe geleitet, eher zu unserem Guten, zum Nutzen ausschlagen wird als zu unserem Schaden.

        Die humane, Menschen und Dingen ganz frei und freundlich sich zuwendende Praxis ist die schöpferische, die produktive. Der zur Produktion getriebene Sklave, der überwachte Fließbandarbeiter, der Forscher, dem eine ihm äußere Macht die freie Bestimmung seines Tuns und ihres Gegenstands verwehrt (und sei es, daß diese Macht der Ehrgeiz ist oder die ausgelobte, am Markt erwartbare Belohnung) – sie entfalten nicht eine freie Tätigkeit, noch bringen sie frei die in ihnen schlummernden Kräfte „mit Liebe“ zur wachen Entfaltung.

       Es ist die pharisäische Verlogenheit, die den Nutzen klein redet, ihn
nicht betonen will. Dafür das Egoistische, Partikuläre, das „ich“ und das „mein“, das sie im Plural versteckt wähnt, hervorhebt und feiert. Doch es überrascht diese Haltung, die den Einzelnen und sein Eigentum, seinen Profit vergöttert, während sie verächtlich auf das „bloß Utilitaristische“ herabblickt, nicht im geringsten. Es bleibt dieser Haltung einbeschrieben, daß sie zwar das Nützliche am Nutzen verdächtigt, und gerade dann, wenn es sich konkret an der Nützlichkeit des Tuns eines Menschen sowie am Gebrauch eines Dinges erweist. Daß aber nichts mehr von ihr ersehnt wird als der heimliche eigene VORTEIL. Ein abstrakter zumeist, benannte als Zahl, versteckt in BILANZEN. –  Auch das ist oft etwas,  über das man nicht spricht.  Weil dieser Vorteil fast immer einer der Wenigen ist?
 
 

 
 
 
 
 

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