email, July 18, 2006 (from an Egyptian friend)
 
Thema: FWD: FW: http://epetitions.net/julywar/ 
Datum: 18.07.2006 09:08:07 (MEZ) - Mitteleurop. Sommerze
Von: mXXXXXXXXXXX@yahoo.de
An:  andreasWeiland44@aol.com
Internet-eMail: (Details)
 
 

[...] seit langem nichts von Dir geheort. Hoffe, es geht Euch besser . Mir geht es jedenfalls psychisch beschissen. Die Bombardierug der Bevoelkerung Palaestinas und des Libanons, darunter viele kleine Kinder, die durch israelische Luftangriffe lebendig bis zur Verkohlung verbrannten , macht mich ganz fertig. Seit dem bin ich voellig verloren. 
Depression ist wirklich kein Wort dafuer.
Anliegend findest Du die Petition. Wuerdest Du sie ausfuellen und an Deine Freunde ebenfalls weiterleiten ? Hoffentlich hilft es ..

Melde Dich, bitte, bald bei mir. Gruesse an [...].

MXXXXXXXXXXXXXi

Please go to http://julywar.epetitions.net and sign the Save the Lebanese Civilians Petition and forward this invitation to your friends.

-------------------------------------------------------------------------------------
 

email, July 19, 2006

Thema: Re: FWD: FW: http://epetitions.net/julywar/ 
Datum: 19.07.2006 13:24:07 (MEZ) - Mitteleurop. Sommerze
Von:  AndreasWeiland44
An: mXXXXXXXXXXXXXXX@yahoo.de
 
 
 

Lieber MXXXXXXXXXXXX,

habe eben http://julywar.epetitions.net
eingegeben
und die Seite im Internet änderte sich sofort in:
http://repetition.net/julywar/

Auf dieser Seite erschien bloß:

Warning: mysql_pconnect(): Link to server lost, unable to reconnect in /home/zaha2/public_html/julywar/Connections/petitionscript.php on line 10

Fatal error: in /home/zaha2/public_html/julywar/Connections/petitionscript.php on line 10
 

Sonst nichts!

Was ist los?

Der Krieg ist wie jeder Krieg schrecklich. 
Man hat den Anlaß (zwei gefangene Soldaten) als offenkundigen Vorwand für die nach dem Wahlsieg der Hamas ohnehin geplante Eskalation (?), mindestens für die massiven Angriffe auf Gaza, die Zivilbevölkerung, die Infrastruktur dort (das E-Werk!) genommen.

Es ist wieder die alte Logik: "für einen Toten auf unserer Seite töten wir 10 oder 100 auf eurer Seite." Die Kolonialmächte, die Nazis, die USA in Vietnam praktizierten das schon.

Nachdem die massiven Angriffe auf Gaza zu verstärktem Beschuß von Haifa etc. aus dem Süden des Libanon führten, wird jetzt in Libanon die Zivilbevölkerung zum Ziel, ebenso Flughafen, Häfen, Autobahn, Straßen - wieder die Infrastruktur.

Die USA haben das zuletzt im Irak vorgemacht.
Die NATO (Deutschland, USA, GB, usw.) in Serbien...

Wie kann man das der Zivilbevölkerung im Westen klar machen ? - :  daß immer wieder primär Unschuldige die Opfer werden. Unschuldige, so weit Menschen unschuldig sein können... Auch diejenigen, die in den Twin Towers starben, sind ja in dem Sinne Unschuldige gewesen, selbst wenn vielleicht viele von ihnen Bush gewählt hatten, nicht protestierend gegen seine Kriegspolitik auf die Straße gegangen waren... Und die Frauen, Kinder, die Rentner, die in einem Cafe in Tel Aviv von einer Bombe zerfetzt worden sind, waren auch unschuldig. Selbst wenn wir doch wissen, daß die Mehrheit der Bevölkerung dort die hardliner in der Regierung wählt und wiederwählt und deren Kurs so mitträgt.  Also Leute bestätigt, die in Dschenin, in Schatila und anderswo für Kriegsverbrechen verantwortlich waren: Generäle, die zu Premierministern wurden.

Die Peace Now Leute ? Eine kleine Minderheit, leider. (Ihre genaue Position kenne ich nicht. Kenne aber auch die Positionen der Hamas etc. nicht; ihr Widerstand gegen die Okkupation ihres Landes -  auf jeden Fall berechtigt. Aber diese "Religiösen" sind nicht meine innigen Freunde, im Gegenteil: ob Christian Right in den USA, deren Pendant hierzulande, oder die Advokaten der Mullah-Herrschaft a la Iran, ich halte sie allesamt für borniert und politisch gefährlich. Sie mögen nette Menschen sein, privat - who knows. Politisch verdienen sie aber Kritik...)

Ich hoffe sehr, daß die Weltöffentlichkeit - anders als Steinmeier, Merkel, Rice, Bush, Blair usw - ihre Stimme erhebt, damit dieser gerade begonnene Krieg schnell endet, mit möglichst wenigen Opfern...

Verstehe, wie deprimiert Dich das alles sein läßt.

Umarmung,
sehr herzlich,

Andreas
 

-------------------------------------------------------------------------------------

email, July 20, 2006  (to a Chinese friend)
 

Thema: Re: Schiebkarre, etc. 
Datum: 20.07.2006 15:49:14 (MEZ) - Mitteleurop. Sommerze
Von:  AndreasWeiland44
An: fXXXXXXXXX@uni-trier.de
 
 
 

Lieber XXXXXXXXXX,,

wie haben das beide auch lange genug gekannt, diese Zeitverträge, diese mangelnde "Sicherheit" im Leben... Da hat man schon Sympathie für diese jüngeren Kollegen, denen das alles bevorsteht.
Andererseits - ich erinner mich immer daran, wie ich als Kind, als Jugendlicher von meinem Vater hörte: "Sicherheit (im Leben) gibt es nicht", das sei eine Illusion. In der Tat: die Leute in Beyrouth bauen nach den Jahren des Bürgerkriegs ihre Stadt wieder auf. Die Syrer werden vom Ausland und von den "christlichen"  Konservativen zum Abzug gedrängt und müssen endlich abhauen. Die Leute glauben, daß eine friedliche, demokratische Zeit jetzt bevorsteht. Und dann, ohne Vorwarnung, kommt der Angriff. Ein Angriff, dessen Gründe nur ganz am Rande mit Libanon etwas zu tun haben. Zwei "entführte" Soldaten, von Kommandos der Palästinenser gefangen genommen in einem Konflikt, der schon Jahrzehnte dauert - zwischen Besatzern und Besetzten.
Die Regierung in Tel Aviv bzw. West Jerusalem brauchte den Vorwand, will eigentlich bloß die Hamas-Regierung zerschlagen. Die "Entführten" (also Gefangen-Genommenen) sind der "Anlaß", um den Gaza Steifen zu bombardieren, dort einzumarschieren, mit der Zerstörung der Infrastruktur (E-Werk!) den Menschen dort das Leben schwer zu machen. Was bedeutet es für Krankenhäuser, für Wasserwerke, für die Versorgung mit sauberem Trinkwasser, wenn die Stromversorgung nicht mehr gegeben ist?
Die Attacke auf Gaza führte zu (verstärkten) Raketenangriffen aus dem Süd-Libanon auf Haifa etc.
Du weißt ja, warum diese Kombattanten im Süd-Libanon sind? Palästinenser  wurden aus Haifa und Galilea auch nach Libanon vertrieben, wurden in Flüchtlingslagern dicht an der Grenze untergebracht. Die hoffnungslose Situation dieser Vertriebenen war wie "ein Treibhaus" der Radikalisierung? Kein Wunder, daß neben linken kleinen Gruppen auch die "religiösen" Milizien sich formieren konnten? Und je schwächer - im Verlauf ihrer vielen Niedelagen - die Linke wurde, um so stärker wurden diese "Religiösen". Der Westen hat sie ja lange Zeit protegiert, nach Kräften gefördert: in der Türkei, in Afghanistan, in Bosnien. Sogar in Tschetschenien waren anfänglich US-Amerikaner und Saudis involviert beim Aufbau einer "islamischen" Rebellenarmee gegen das Putin'sche Russland. Die konservativsten religiösen Scharfmacher aus Ägypten und anderswo erhielten in London (usw.) Asyl, konnten von dort weiter agitieren. Interessant, daß dann in Afghanistan zum Beispiel der Hund die Hand des Herrn biß, der ihn bis dahin gefüttert hatte. 
Es gab einmal Leute wie Gabriel Stern von der "Ichud"-Gruppierung, die für ein friedliches, respektvolles Zusammenleben von jüdisch-palästinensischen Autochthonen, zweites den sich ideologisch als "jüdisch" definierenden Einwanderern, und drittens arabisch-palästinensischen Autochthonen (ob sie nun Muslisms, Drusen oder Christen waren) in einem einzigen Land Palästina (oder meinetwegen "Israel") plädierten. Vereinfacht gesagt - für einen binationalen Staat. Ich bin kein großer Freund von Staaten, plädiere für ihre Vergesellschaftung, ihre Auflösung in der partizipatorischen, sich selbst verwaltenden Zivilgesellschaft. Ich bin auch kein Freund von Armeen, plädiere für ihre Abschaffung zugunsten der sich selbst schützenden, zugleich zwischen-national vernetzten Zivilgesellschaften. Die Idee einer "Miliz" (auch wenn die - z.T. rassistischen - Rechten in den USA sie diskreditiert haben) ist gar nicht so schlecht. Die Schweizer haben ihr Gewehr zuhause im Keller, können im Verteidigungsfall zusammengerufen werden; die US-amerikanische Verfassung sah das Recht des Volkes, Waffen zu tragen vor. Ich bin kein Freund von Waffen und Kriegen: ich weiß auch, daß Fön-Wetter und "Ehekrieg" und eine Waffe im Keller eines Schweizers eine gefährliche Mischung sind. Aber Atomwaffen-Arsenale und depleted uranium und Streubomben in der Hand von professionellen Militärs sowie ihres obersten Feldherrn (ob er nun Bush heißt oder anders) sind schlimmer, und die Abschaffung der Armeen zugunsten von Milizen wäre schon ein kleiner Schritt weg vom schlimmsten. Und so auch die Überwindung des auf Ausschluß der "Anderen" basierenden nationalistischen Denkens, und die Überwindung der Arroganz der Macht, die "Staatslenker" oft auszeichnet, und die Dezentralisierung der Macht, ihre "Zerstreuung", indem die "Vielen" an ihr teilhaben, was ihre Vermenschlichung, die Milde der Gewissen statt Prinzipienreiterei und Rigorismus voraussetzt. Man muß den Anderen in seinem Anderssein, mit seinen vermeintlichen "Macken" ein wenig mögen, man muß lächeln können statt auf Recht zu beharren, man muß fünfe gerade sein lassen, das Prinzip des "Leben und Leben lassen" sich im Alltag zu eigen machen (praktisch statt bloß theoretisch). Ich fürchte, im Palästina-Konflikt sind beide Seiten zu weit davon weg. Und doch,  mein größeres Verständnis haben die, die häufiger und stärker zu Opfern gemacht wurden. Nicht die, die "sich opfern" wollen. Der palästinensische Jugendliche, den sie mit Bombengürtel losschickten als "Selbstmordattentäter" und der zu einer Polizeistreife ging, weil er leben wollte, hat meine große Sympathie. Nicht weil er "ein Kollaborateur" war (ein 14 oder 15 Jähriger ist viel zu jung, um hier in der einen oder anderen Form "Verantwortung" übernehmen zu können). Sondern weil er leben wollte. Weil er lebensbejahend war.
Die in der Regierung in Tel Aviv sich über die "Terroristen" verbal ereifern, sind leider, wie ihre Politik zeigt, überhaupt nicht ein bißchen lebensbejahend, wenn es um das Leben der "Anderen" geht: sie folgen nur dem Prinzip der Kolonialmächte Europas, dem Prinzip der Nazi-Wehrmacht und SS, dem Prinzip der USA in Vietnam: "Unsere Leute sind wertvoll. Für jeden von ihnen, den die 'Anderen' töten, töten wir 10 oder 30 oder 100 von 'denen'."  Die Regierenden in Tel Aviv sind wie alle Regierenden: hart, abstrakt, rigoros, unmenschlich - auf einem (vermeintlichen) Recht pochend.

Aber das ist jetzt ein langer Exkurs, wo ich doch bloß sagen wollte: es gibt keine Sicherheit. In Beyrouth träumten sie von einem sicheren, friedlichen Neubeginn - und nun das!
[...]   Andreas
 

-------------------------------------------------------------------------------------

email, July 22, 2006

Thema: Re: FWD: FW: Watch Out - Sensitive Pictures 
Datum: 22.07.2006 10:49:54 (MEZ) - Mitteleurop. Sommerze
Von:  AndreasWeiland44
An: mXXXXXXXXXXXX@yahoo.de
 
 
 
 

Lieber MXXXXXXXXXXX,

ja, Du hast recht, was den wahrscheinlichen politischen "Effekt" der schrecklichen Angriffe auf die Zivilbevölkerung im Libanon angeht. Aber jede Kalkulation über Preise (irgendjemand - ich denke, Albright -  sagte einmal, ich glaube, als sie auf das Leid, die Toten im Irak angesprochen wurde und ob sich das mit der angeblich beabsichtigten "Demokratisierung" vertrage: "That's the price") will nicht recht zu den Leiden jedes Einzelnen passen. Sie haben nur ein Leben, oder (wie ein spanischer Freund einmal sagte): sie leben nie wieder.

Ohne die Vertreibung - aus Haifa, aus Galilea - in den Süden des Libanon, ohne die endlose Misere in den Flüchtlingslagern, ohne die vielen Niederlagen fortschrittlicher(er) Kräfte hätten die "Religiösen" (also,  im Süd-Libanon, die Hisbollah) nie so "erfolgreich" rekrutieren können. Das vergessen die, die - ob im Westen oder in Tel Aviv - sich darüber mokieren, daß vom Hoheitsgebiet Libanons Raketen auf Haifa abgeschossen werden. Als man die Flüchtlinge vertrieb, galt übrigens die internationale Grenze zum Libanon auch nicht viel. Und heute? Der jüngst (nach langer Pause?) wieder zunehmende, also dramatisch verstärkte Beschuß aus dem Süden Libanons war offensichtlich die Antwort auf die Eskalation im Gaza Streifen, wo die israelische Armee - nach der Gefangennahme der zwei israelischen Soldaten durch palästinensische Kommandos - die Zivilbevölkerung als Geisel nimmt und sofort die Infrastruktur zu zerschlagen begann (Brücken, E-Werk usw.). 
Offenbar ist die israelische Eskalation der Gewalt doch nicht durch die zwei "Geiseln" provoziert; jene beiden Soldaten sind nur der Vorwand. Man will die neue palästinensische Regierung zerschlagen (obwohl die Hamas sich gerade - vis-à-vis Abbas - bereit erklärt hatte, Israel erstmalig, wenigstens informell, "anzuerkennen"); man schwächte zuvor schon stetig Abbas; man beschoß - davor - den Amtssitz von Arafat (und was ihm geschah, sollte neutral untersucht werden?). Was aber bedeutet es eigentlich, wenn die "hardliner" an der Macht in Israel und jene Mehrheit der Wähler, die diese wählt, weder ein "binationales Israel/Palästina" (one man, one vote) wollen noch eine friedliche Koexistenz Israels und eines Palästinenser-Staats (d.h. eines Rumpf-"Palästina", bestehend aus Westbank und Gaza)? Sie sabotieren ja, mehr als die "Religiösen" der Hamas, den Peace Accord von Oslo und die sogenannte Road Map (zu einem zweifellos inequitable peace, der von der einen Seite viel verlangte, und der anderen Seite die weitere, auch zukünftige Dominanz sichern würde). Wenn sie aber beides nicht wollen, was streben sie dann an?

Verstehe, wie Du jetzt - im Angesicht des Krieges - Dich fühlst...
Ich fühle mich ganz ähnlich hilflos, nicht aber hoffnungslos. Es wird eine Zeit kommen, wo die Menschen lernen aus diesem ganzen Irrsinn und zu einem geschwisterlichen Zusammenleben finden, ohne Grenzen, ohne Staaten, ohne Herrschende. Eine Zivilgesellschaft, in der ihre Bedürfnisse von ihnen selbst reflektiert und nicht gegen-, sondern miteinander "umgesetzt" werden in einem konstruktiven, praktischen Leben. Und dann wird es auch nicht mehr so wichtig sein, ob Autochtone oder Einwanderer vor paar hundert Jahren, oder kürzliche Einwanderer miteinander leben: sie werden nur noch Menschen sein, geschwisterlich, "Brüder"...
 
 

Andreas

-------------------------------------------------------------------------------------

email, July 22, 2006  (to a Chinese friend)
 

[....] Übrigens hat kürzlich ein englischer, anscheinend ganz und gar "stringent akademisch" arbeitender Orientalist  in einem in der Frankfurter Rundschau sehr positiv besprochenen Buch den berühmten Verfasser von "Orientalism",  den vor kurzem verstorbenen Eduard Said, als polemischen Scharlatan entlarven wollen. Also als einen bloßen Ideologen, statt seriösen Wissenschaftler, [einen Autor,] der, ohne die Orientalistik - als rigorose, nämlich kleinliche philologische Wissenschaft -  überhaupt hinreichend zu kennen, dieselbe im Zuge der Präsentation seiner kühnen, restlos aus der Luft gegriffenen Thesen ganz und gar essayhaft, also ohne den geringsten Versuch eines wissenschaftlich präzisen Belegens, der Komplizenschaft mit dem europäischen Kolonialismus zieh. Und damit also in dieser hehren Disziplin nur eine Art ideologische Dienstleistung (eine Produktion von Rechtfertigungen, abwertenden Hetero-Images, abstrusen, bloße Projektionen darstellenden Feindbildern usw.) gesehen habe, was absolut den Fakten, der tatsächlichen Empirie dieser Wissenschaft und ihrer führenden Forscher-Persönlichkeiten widerspreche. Viele Orientalisten seien vielmehr Kritiker des europäischen Kolonialismus gewesen (wofür - in der Rezension wenigstens - dann aber die notwendigen Belege fehlen).

Ich denke, diese versuchte Demontage von Edward Said speist sich in der Tat aus zwei Quellen: einerseits ist man heute, nach dem zweiten und dritten Golf-Krieg, in der Zeit des Konflikts in Afghanistan, im Libanon, etc. mehr denn je Partei: also attackiert man aus ideologischen Gründen die, welche man (wie Edward Said) als Kritiker des "Westens" und seines - uneingestandenen - Hegemonismus  identifiziert. Zweitens aber geht es um das "Ethos der Wissenschaftlichkeit", das man sich selbst zuschreibt. Diese gilt, so wie sie VON IHNEN praktiziert wird!,  diesen westlichen Akademikern als "objektiv", "wertfrei", "genau, penibel, akkurat", den jeweiligen "anerkannten" Methoden der Disziplin verpflichtet.  Dabei wird ein bestimmtes "Erbe", eine bestimmte (westliche) Praxis (des 19. Jahrhunderts) verabsolutiert und für alle Wissenschaft überall als Maßstab angenommen. Die trockene, kleinliche Art ihrer Präzision hilft dieser Wissenschaft aber seit langem, ihre ideologischen Prämissen, Vorurteile, Implikationen zu kaschieren. [...]

Andreas

-------------------------------------------------------------------------------------
email, August 13, 2006 (from an Italian friend)

Thema: from Rapallo 
Datum: 13.08.2006 10:10:09 (MEZ) - Mitteleurop. Sommerze 
Von: XXXXXXXXXXXXXX@unige.it 
An: AndreasWeiland44@aol.com 
Internet-eMail: (Details) 
 
 

Dear Andreas:
good to hear from you. I'll see if I have any comment that may be 
helpful on the current horrors. How are you spending the summer? I'm 
working on [...]

All good wishes,

XXXXXXXXXXXX
 

-------------------------------------------------------------------------------------

email, August 13, 2006

Thema: the horrors of it... And "art"? 
Datum: 13.08.2006 23:07:58 (MEZ) - Mitteleurop. Sommerze 
Von: AndreasWeiland44 
An: XXXXXXXXXXXXX@unige.it 
 
 
 

Caro XXXXXXXXXXXX,

thanks for considering to write, perhaps, a text that recalls what happened / happens in the Middle East. Or that analyses the process, or records the thoughts and/or emotions triggered by it. "Horrors," you say. Yes, horrors.
Is it possible to "write down" what happened? Transcend the seeming factuality of images from the press, of reports in the press, or go beyond what CNN or BBC or RAI let you see? 
Adorno once seems to have thought that you cannot write poetry on, or after "Auschwitz." But as you know, the horrors that were overwhelming every imagination were, rather indirectly, rather abstractly perhaps in its approach, reflected in Peter Weiss' play that reconstructed the Auschwitz trial in Frankfurt. EINE DOPPELTE BRECHUNG [a dual refraction], this: what had occurred, was to be reconstructed in the process of questioning the defendants, during the trial. Witnesses (survivors from the death camp) could be asked to testify; historical documents could be introduced by the Staatsanwalt (the D.A.); the judge, and the D.A., would ask questions; the accused would talk. The image of Auschwitz produced during the trial was a secondary, "refracted" one. Then there was the play; the image(s) it presented, were literary "refracted" images of the "refracted" imafge produced during the trial. The "distance" between then and now, between what had happened and what the play "called up" was still greater; it left more room for thought.  The playwright did not "imagine" the "reality" of Auschwitz itself; he created a montage out of the material produced by the trial.

Perhaps there are other ways to proceed. More intuitive, despite all that at times lets me fear my emotions are weak and inadequate, in the face of "such suffering." And yet - isn't there, always, the danger that by writing on something so vast and horrendous, the suffering of the "Other(s)" is exploited? Turned into "literature"? Into "art"? When not "art" or "literature" is what the moment asks for, but the production of thoughts, of insights that will help people avoid a recurrence of all the terrible that occurred?

I don't want to influence the way you may think about all of this. Or the way you write. These are just thoughts that come to mind.
I myself can write "on" or "about" the war, its context, its hypothetical reasons. But so far have not put a single poem (evoking the horror or telling of my confused and confusing experience of Ohnmacht, of helplessness) on paper. Is it possible, at all?

Much love,

Andreas
 

If you perhaps want to, you might also send me an art work (photo, photo-montage, drawing, sketch, whatever…) with yr text (a jpeg.file). Yours, or by somebody else.
 

-------------------------------------------------------------------------------------

email, August 12, 2006

Von:                AndreasWeiland44@aol.com
Datum:            Sat, 12 Aug 2006 07:44:07 EDT
Betreff:            (Kein Thema)
An:                  XXXXXXXX@uni-trier.de
Kopie an:        XXXXXXXXXX´@googlemail.com
 
 

Hallo XXXXXXXXXX,

hoffe, Du schaffst alles, was das Packen usw. angeht.
Kann ich helfen?
Wenn ja, sag bitteBescheid.

Habe neulich mal im Büro angerufen - doch wahrscheinlich hast Du so viel 
Arbeit mit dem Packen, daß Du meist in der Wohnung bleibst?
Werde Dich dort mal anrufen.

Bis bald,

Andreas
 

Eine komische Frage, angesichts des Umzug-Stresses: Aber hättest Du trotzdem 
Interesse, ein, zwei Seiten (oder auch mehr) zum Libanon-Krieg im Internet zu 
veröffentlichen? Ich frage Freunde, ob sie einen kleinen Beitrag schreiben 
wollen...
 
 

-------------------------------------------------------------------------------------

email, August 14, 2006 

Thema: Re: (Kein Thema) 
Datum: 14.08.2006 00:15:05 (MEZ) - Mitteleurop. Sommerze 
Von: XXXXXXXXXXXX@uni-trier.de 
An: AndreasWeiland44@aol.com 
Internet-eMail: (Details) 
 
 

Lieber Andreas,
mit dem Packen ist es wirklich stressig, aber langsam schafft 
man es. Meinen Standpunkt zum Libanon-Krieg brauche ich 
Dir nicht zu verraten, und die Berichterstattung hier, vor 
allem auch, welche Wortwahl die Journalisten treffen, ist 
mehr als problematisch. Wenn man weiter so die islamische 
Welt terrorisiert, kommt bestimmt bald schon wieder ein 
Krieg. Für Iran ists nun ein Grund mehr, dieAtombombe zu 
bauen. [...]  Ist eigentlich ein gutes Thema, über die 
Berichterstattung hier zu schreiben. Leider habe ich im 
Moment wirklich keine Zeit, wenn ja, dann bestimmt erst in 
der letzten Augustwoche. [...]  Erst einmal so viel für 
heute.
Herzlichst
XXXXXXXXXXX
 
 

-------------------------------------------------------------------------------------

email, August 16, 2006
 

Thema: Dein e-mail vom 14.8. 
Datum: 16.08.2006 10:21:33 (MEZ) - Mitteleurop. Sommerze 
Von: AndreasWeiland44 
An:  XXXXXXXXXXX@uni-trier.de 
 
 
 

Lieber XXXXXXXXX,

ja, die Furcht vor einem Krieg gegen Iran (von der Bush Regierung provoziert) - die teilen wohl viele. Vielleicht sind sie aber doch durch das Chaos in Irak blockiert. Ob sie hoffen, daß Israel gegen die iranischen Atomanlagen losschlägt?

Völlig logisch, daß Du jetzt keine Zeit hast, was zu schreiben.
Ich drücke Dir sehr die Daumen, daß Du alles schaffst. Vor allem, beginn nicht zu spät, den Wagen anzubieten! Man wartet eventuell lange auf einen Käufer!

Herzlich
 

Andreas
 
 

-------------------------------------------------------------------------------------

email, August 19, 2006 (from a Dutch friend)

Thema: Alles fängt an mit der Neugier 
Datum: 19.08.2006 15:41:54 (MEZ) - Mitteleurop. Sommerze
Von: niek-satijn@XXXXXel.nl
An:  AndreasWeiland44@aol.com
Internet-eMail: (Details)
 
 

alles fängt an mit der Neugier
oder war es die Vergeltung
if you do not want to know your neighbours
how can you hate them
genau so mit der Sprache
if you cannot communicate
how can you understand
aber was mit dem Krieg
you shall never be yourself
by wiping out the other
und die Sache der Glaubensfragen
ask your neighbour
he shall give you some ideas
also das ist die Neugier
but ask me if I love you
also das ist die Vergeltung
 

[everything begins with curiosity
or was it retribution
wenn du deinen nachbarn nicht kennen willst
wie kannst du ihn hassen
it's the same with language
wenn du nicht kommunizieren kannst
wie kannst du verstehen
but what about war
du wirst nie du selbst sein
wenn du den anderen auslöscht
and this thing about questions of faith
frag deinen nachbarn
er wird dir'n paar ideen geben
so this is curiosity
aber frag mich ob ich dich liebe
well, this is the retribution]
(tr. by AW)

AndreasWeiland44@aol.com wrote: 

Hallo Niek,

bloss einige wenige Zeilen jetzt.
Kannst Du eventuell Dir vorstellen, einen kleinen Text - auf Holländisch, Deutsch oder Englisch - zu schreiben über Deine Gefühle und/oder Gedanken angesichts des Kriegs im Nahen Osten (Libanon, Israel, Gaza)?
Es könnte ein Gedicht sein, ein literarischer Prosatext, etwas wie ein Tagebuch-Eintrag, oder Gedankensplitter, notiert beim Frühstück, auf dem Weg zur Arbeit, kurz vor dem Einschlafen. Oder eine Analyse... Was immer es dann sein würde, ich würde es gern veröffentlichen - zusammen mit anderen, vielleicht ähnlichen, vielleicht sehr verschiedenen Texten - in einer "politischen" <grass roots> Internet Zeitschrift...

Also, überleg Dir's mal, ja?

Herzliche Grüße

Andreas
 

Du könntest auch ein jpeg file schicken, einer Lithographie, die den Krieg "thematisiert. Oder einer Zeichnung... Ein Photo, vielleicht?